Zur Transkription


Vorbemerkung: Die Transkription enthält nur den eigentlichen Text des Reisejournals (Seiten 1–973), nicht aber die 110 Seiten umfassenden, unpaginierten Tabellen des Anhangs.


Die vorliegende Ausgabe des Gersdorf’schen Reisejournals von 1786 erhebt nicht den Anspruch einer historisch-kritischen Edition. Um dennoch wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, wurde eine exakte diplomatische Transkription vorgenommen; mehr noch, es wurde entgegen üblichen Gepflogenheiten versucht, die Darstellung des Manuskripts in der Transkription möglichst authentisch wiederzugeben (Zeilen- und Seitenumbrüche, zweispaltiger Text). Der Eindruck einer Handschrift – die nie zur Publikation vorgesehen war – sollte erhalten bleiben.

Diese Darstellungsweise drängte sich auf, weil das digitalisierte Manuskript für Leserinnen und Leser so besser nutzbar ist; eine Seite des Manuskripts kann direkt mit der entsprechenden Seite der Transkription verglichen werden.

Zudem kann der Leser aufgrund der möglichst handschriftennahen Darstellungsweise selbst erkennen, wo Gersdorf Änderungen (Durchstreichungen, nachträgliche Einschübe) vornahm. Die Textgenese wird dadurch nachvollziehbar. Durch dieses Vorgehen kann das Fehlen eines textkritischen Apparats etwas ausgeglichen werden.

In einer historisch-kritischen Ausgabe wären Erläuterungen zu Personen, Ortschaften, heute ungebräuchlichen Bergnamen sowie Bedeutungsänderungen von Wörtern (z. B. «merkwürdig» für «würdig, dass man es sich merkt») im Apparat enthalten. Durch den Verzicht auf einen Apparat wird die Aufgabe der kritischen Lektüre der Leser überlassen.

Als Grundlage der Transkription diente die Originalhandschrift von

Gersdorf und seinem (vermuteten) Sekretär. Aber selbstverständlich wurde die Abschrift während der Transkriptionsarbeit regelmässig als Referenz herangezogen. Wann immer in der Originalhandschrift etwas unklar ist, beispielsweise ein Buchstabe in einem Wort oder eine durch das Tempo des Notierens undeutlich geratene Wortendung, wurde auf die Abschrift zurückgegriffen. Der Vergleich mit der Abschrift sollte möglichst Eindeutigkeit bei der Entzifferung schaffen, was leider häufig nicht der Fall war, weil die Kopisten des 18. Jahrhunderts mit der Lesung undeutlich geschriebener Buchstaben offensichtlich genauso Probleme hatten wie ich. Es fällt auf, dass unklare Stellen im Original oft in der Abschrift nachträglich überschrieben wurden und damit nur schwer lesbar sind.

Um eine Mischung aus Originalhandschrift und Abschrift zu vermeiden, wurde ausschliesslich der Text der Originalhandschrift transkribiert. Orthografische Varianten der Abschrift, die zuhauf vorkommen, bleiben unberücksichtigt. Auch wenn in der Originalhandschrift ein Flüchtigkeitsfehler vorhanden ist, das betreffende Wort in der Abschrift jedoch korrekt geschrieben steht, wurde konsequenterweise der Flüchtigkeitsfehler in die Transkription übernommen.

Manchmal ist nicht eindeutig zu eruieren, ob der erste Buchstabe eines Wortes gross oder klein sein soll (insbesondere im Fall von «d» und «D»); auch Getrennt- und Zusammenschreibung sind nicht immer mit absoluter Eindeutigkeit auszumachen. In diesen Fällen – und nur in diesen – wurde gemäss der heutigen Rechtschreibung (vor der Rechtschreibreform) entschieden.

  • Da es sich um ein Manuskript und nicht um einen gedruckten Text handelt, wird das «ÿ» originalgetreu übernommen.
  • Durchgestrichene Passagen werden ebenfalls durchgestrichen.
  • Wörter in lateinischer Schrift werden kursiv wiedergegeben. Häufig schrieb Gersdorf aber auch nur einzelne Buchstaben in lateinischer Schrift, z. B. ein grosses «S» am Wortanfang. Solche einzelnen lateinischen Buchstaben werden nicht hervorgehoben.
  • Offensichtliche Schreibfehler werden mit [sic] gekennzeichnet. Nicht gekennzeichnet werden jedoch Schreibvarianten wie z. B. «Emmenthal» – «Emmethal», «Finsteraarhorn» – «Finsterarhorn», «Mont blanc» – «Montblanc», «Mannheim» – «Manheim», «Jesuiten Kirche» – «Jesuiter Kirche», «Festung» – «Vestung», «dazwischen» – «darzwischen», «sodann» – «sodenn», «Thurgau» – «Turgau», «Thurm» – «Thurn», «steinigen» – «steinigten», «Sammlung» – «Samlung», «Getreide» – «Getreÿde» usw.
  • Bei unsicherer Lesung einzelner Buchstaben werden diese in {} gesetzt.
  • Wenn ein ganzes Wort nicht entziffert werden kann, was nur bei einigen wenigen durchgestrichenen Wörtern der Fall ist (die entsprechend auch nicht in der Abschrift vorkommen), wird {xxx} gesetzt.
  • Einschübe der Transkriptorin werden in [] gesetzt.
  • Nachträgliche Ergänzungen Gersdorfs zwischen den Zeilen werden in kleinerer Schrift und hochgestellt wiedergegeben – also ebenfalls möglichst originalgetreu.
  • Ergänzungen, die in der linken Textspalte stehen, werden gleichfalls in kleinerer Schrift, jedoch nicht hochgestellt, wiedergegeben. Ebenso wird mit Einschüben verfahren, die nicht zwischen den Zeilen stehen, sondern entweder so lang sind, dass sie eine eigene Zeile bilden, oder aber so kurz, dass sie noch in den Haupttext «gequetscht» wurden.
  • Gersdorf benutzte für die Ergänzungen, die in der linken Spalte stehen, Symbole, um zu markieren, an welche Stelle im Text sie gehören. Diese Symbole werden soweit möglich gleich oder ähnlich übernommen. Einige Zeichen lassen sich auf dem Computer nicht so darstellen, wie Gersdorf sie schrieb. In diesem Fall wurden möglichst ähnliche Symbole gesucht. Die Symbole wurden zudem ein wenig vereinheitlicht. Gersdorf verwendete manchmal mehrere Varianten eines Symbols bzw. Symbole, die sich sehr ähnlich sehen. Für diese Varianten wird in der Transkription jeweils dasselbe Zeichen verwendet. Es gibt bei Gersdorf etwa 14 Symbole, in der Transkription hingegen werden nur sechs gebraucht (unter anderem die arabischen Ziffern für 2 (≤) und 9 (π). Diese Zeichen werden hier aber nur aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Gersdorfs Symbolen verwendet, ohne Zahlbedeutung. Ebenso ist «≠» hier kein Zeichen für «ist nicht gleich», und «†» bedeutet nicht «verstorben»).
    Gersdorf scheint bei der Benutzung der Symbole keine strenge Systematik beachtet zu haben. Einzig das Zeichen «π» benutzte er ausschliesslich im Zusammenhang mit der Beschreibung von geowissenschaftlichen Objekten. Alle anderen Zeichen jedoch werden in ganz unterschiedlichen thematischen Kontexten verwendet.
  • Bei der Nennung von Mineralien steht links vom Text jeweils ein mittellanger, leicht aufwärts geneigter Strich, der in der Transkription mit einem Halbgeviertstrich wiedergegeben wird. Die Bedeutung dieses Strichs ist diejenige eines Aufzählungszeichens; er erleichterte es Gersdorf, im Text die Stellen zu finden, wo geowissenschaftliche Objekte genannt werden.
  • Ebenfalls bei Mineralien sowie manchmal bei Bergen verwendete Gersdorf ein «+», das originalgetreu wiedergegeben wird. Das Zeichen bedeutete, dass sich Gersdorf bei der Identifizierung bzw. Benennung des betreffenden Objekts oder Berges nicht sicher war und noch genauere Informationen darüber einholen wollte.
  • Abkürzungen werden beibehalten: «V. M.» steht für «Vormittag», «N. M.» für «Nachmittag», «D.» für «Doktor» etc.
  • Wie zu ihrer Zeit üblich, verwendeten Gersdorf und sein Sekretär häufig eine sogenannte Abbreviatur. Während es im Mittelalter und noch bis in die Barockzeit hinein eine grosse Fülle von Abbreviaturen gegeben hatte, waren im späten 18. Jahrhundert nur noch wenige davon in Gebrauch. Gersdorf und sein Sekretär beschränkten sich von wenigen Ausnahmen abgesehen, die unten aufgeführt werden, auf eine einzige Abbreviatur. Gemäss dem Vorhaben einer möglichst originalgetreuen Transkription werden die abgekürzten Endungen in der Transkription nicht ausgeschrieben, sondern es wird das tiefgestellte Zeichen «ℓ» als Abbreviatur verwendet («vortrefℓ.» steht für «vortrefflich», «herrℓ.» für «herrlich», «dergℓ.» für «dergleichen, «vermuthℓ.» für «vermutlich, «alsdℓ:» für «alsdann», Nordℓ.» für «nördlich», «gelbℓ.» für «gelblich» usw.). So wie die Abbreviatur in der Handschrift keinen Lautwert besitzt, ist auch «ℓ» ohne Laut- oder sonstigen Bedeutungswert und wurde einzig aufgrund seiner Ähnlichkeit mit der Abbreviatur in der Originalhandschrift ausgewählt.
    Am häufigsten ist das Kürzel «Hℓ.». Da es offensichtlich unabhängig vom Kasus verwendet wurde, kann es sowohl «Herr» als auch «Herrn» bedeuten. Das Kürzel «dHℓ.» bedeutet «der Herr» bzw. «dem Herrn».
    Auf Seite 664 scheint Gersdorf ein einziges Mal eine Abbreviatur für die Endung «en» bzw. «em» verwendet zu haben. Diese wird durch den arabischen Buchstaben «È» transkribiert.
    Währungen wurden ebenfalls oft abgekürzt. Häufig erscheint «Fℓ.» für «Florin» bzw. «Gulden». Anstelle von «Reichsthaler» wurde meist «Rthlr.» geschrieben, allerdings taucht auch das Kürzel «rdf.» auf. (In der Transkription kann dieses Kürzel nur annäherungsweise wiedergegeben werden).
  • Als Abkürzung für «Nummer» wird in der Transkription «№.» verwendet. Die doppelte Durchstreichung dieser Abkürzung jedoch wirkt in der Transkription schlecht und wird deshalb weggelassen.
  • Die historisch originale Paginierung wird beibehalten. Gleichzeitig werden in der Fusszeile fortlaufende Seitenzahlen eingefügt.
  • Vorgezogene Abschnittsanfänge werden in der Darstellung übernommen. Ausnahme: Der Sekretär war nicht konsequent bei neuen Absätzen. Meist zog er wie Gersdorf die erste Zeile eines neuen Abschnitts vor. Aber anschliessend versäumte er es manchmal, die nächsten Zeilen wieder stärker eingerückt zu schreiben. Ab und zu – vor allem gegen Ende des Reisejournals – begann er sogar einen neuen Abschnitt eingerückt anstatt vorgezogen. Diese Inkonsequenz der Darstellung wird nicht übernommen.
  • Am Anfang einer neuen Reiseetappe, wo das Datum steht, ragt der Text der linken Spalte oft in die rechte Spalte hinein. Dies ist durch Gersdorfs breite Schrift bedingt und wird nicht übernommen, weil es nicht einer Absicht von ihm entsprach. Bei kurzen Datumsangaben liess er nämlich die linke Spalte nicht in die rechte Spalte hineinragen, sondern zog manchmal sogar – wie bei Abschnittsanfängen – die erste Zeile der rechten Spalte ein wenig vor.
  • Der im 18. Jahrhundert übliche doppelte Trennstrich wird nicht übernommen. Trennungen werden durch den modernen, einfachen Trennstrich angezeigt.
  • «m» und «n» mit einem Querstrich darüber wird in «mm» bzw. «nn» aufgelöst. Diese abgekürzte Schreibart kommt im Manuskript sehr selten vor, eigentlich nur, wenn am Zeilenende der Platz knapp wurde.
  • Das lange « ⌠ » wird als normales «s» geschrieben.
  • Ab und zu liessen Gersdorf und der Sekretär einen grösseren Abstand zwischen dem Ende eines Satzes und dem Beginn eines neuen Satzes, der thematisch einen anderen Inhalt hat. Manchmal besteht kein Zweifel, dass der Abstand gewollt war, häufig aber ist es unmöglich, eine Entscheidung zu fällen. Aus diesem Grund werden die grossen Abstände in der Transkription nicht berücksichtigt.
  • Bei längerem Aufenthalt an einem Ort setzte Gersdorf die Ankunfts- und die Abfahrtszeiten untereinander und verband die Zeile der Abfahrtszeit durch eine schräge Linie mit der oberen Zeile der Ankunftszeit. Das lässt sich auf dem Computer nicht darstellen. Deshalb steht an solchen Stellen auf der unteren Zeile jeweils [Aufenthalt bis].
  • Datums- und generell Zahlenangaben unterstrich der Sekretär teilweise doppelt, was in der Transkription problemlos übernommen werden kann. Oft aber brachte er unter den Zahlen anstelle der Unterstreichung zwei kleine senkrechte Parallelstriche an, was aus technischen Gründen nicht wiedergegeben werden kann. In der Transkription sind deshalb alle vom Sekretär geschriebenen Zahlen doppelt unterstrichen.

Vanja Hug

(Quelle: Vanja Hug, Martin Schmid und Gerd Folkers (Hg.): Adolf Traugott von Gersdorfs Schweizer Reise, Chronos Verlag Zürich: 2018.)